Ein Video für Professor Kondo
Mit Treppe oder Lift geht es in die nächste Etage, wo eine "Postershow"
aufgebaut ist. Auf mehreren großen Pinwänden, stellen verschiedene Autoren ihre Arbeiten
über Insektivoren in englischem Wort und Bild dar. Darunter auch ein Bericht über
australische Triggerplants (Stylidium) von Dr. Douglas Darnowski (USA). Wir kommen
gleich mit ihm ins Gespräch, da wir uns vor zwei Jahren in San Francisco kennenlernten
und in dem bekannten Australier Greg Bourke, der in seinem Gewächshaus bei Sydney auch
Knollendrosera künstlich vermehrt, einen gemeinsamen Bekannten haben.
Robert Cantley
am Stand
von Borneo Exotics
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Doch rasch müssen wir weiter nach oben. Im 2. OG ist die
Abteilung Pflanzenverkauf eingerichtet. Robert Cantley ist am Stand seiner Borneo
Exotics (Sri Lanka) voll beschäftigt, hier gibt es neben Nepenthes die
exzellenten Bücher von Charles Clarke, der persönlich daneben steht und auf Wunsch
signiert. Ch'ien Lee ist voll im Einsatz für seine Malaysiana Tropicals (Borneo)
und bietet sogar die seltene Nepenthes campanulata aus Zellkultur an. Auch Andreas
Wistuba ist mit seinem weltbekannten Angebot an Nepenthes dabei, und neben weiteren
Ständen aus Japan und Korea, bieten Tina und Colin Clayton (Australien) Literatur an.
Darunter das 1. Werk (von Dreien), eines australischen Autors, zum
"Schnäppchenpreis" von US$ 1000 (oder YEN 70'000). Obwohl noch überall
aufgebaut wird, drängen sich die Interessenten um die Verkaufstische.
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Wir gehen die
Treppe hoch in das 3. OG, schließlich wollen wir die Kamera noch aufbauen. Dort, vor dem
Konferenzraum, befinden sich mehrere Tische, auf denen es nicht nur Informationen zur
Konferenz und zum anschließenden Ausflug auf den Mount Koshin gibt, nein: Getränke wie
Tee, Kaffee, Wasser, etc., sowie Schokoriegel, Plätzchen, Nüsse und mehr stehen während
der ganzen Konferenz gratis zur Verfügung. Wir suchen uns im Saal einen geeigneten
Platz für die Kamera, stellen sie aufs Stativ und zielen mit unserem Richtmikrofon auf
einen Lautsprecher neben der Bühne. Dennoch gehen die Eröffnungsworte von Prof. Kondo
(Konferenzleitung), Prof. Dr. Tatsuo Konishi (National Science Museum) und Prof. Dr.
Sadashi Komiya (Vorsitzender der IPS), leider weitgehend im Rascheln der
Plastiktüten unter, aus welchen die nun noch eintreffenden Teilnehmer ihre Unterlagen
kramen. Siggi ist das besonders unangenehm, da er von Prof. Kondo nur wenig später
gebeten wird, doch ein offizielles Video über die Konferenz zu drehen. Dafür benötigt
man eigentlich mindestens zwei Kameras und einen direkten Anschluß an die Tonanlage, aber
das große Vertrauen spornt natürlich auch an, das Bestmögliche daraus zu machen. |
Professor Kondo (weißes Hemd)
organisiert die Konferenz
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Freitag 21. Juni 2002, der erste Tag
Inzwischen hat Dr. Charles Clarke (Hongkong, China) die Bühne betreten und berichtet
über persönliche Höhepunkte aus 12 Jahren Forschung an Nepenthes in
Südostasien. Dabei zeigt er u.a. mit Dias und Computer-Diagrammen auch die in den Kannen
von Nepenthes bicalcarata und N. rafflesiana lebenden Insekten und Spinnen.
Der halbstündige Vortrag endet mit Dias von der neu beschriebenen N. jacquelineae
und seiner Frau, nach der er die Art benannte. Bereits als die ersten Dias und Diagramme
gezeigt werden, sind wir in Bezug auf die Bildqualität mehr als beruhigt. Wir erleben die
brillanteste Großbildprojektion für Dias, Computer und Video, die wir je gesehen haben.
Ein weiteres Beispiel japanischer Perfektion.
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Auch der vorgegebene Zeitplan wird strikt eingehalten. Wenige Minuten vor Ablauf der
jeweiligen Redezeit erklingt eine Glocke als Hinweis, und wenn sie zwei Mal läutet ist
das eine klare Aufforderung, zum Ende zu gelangen. Die Technik funktioniert während der
Konferenztage ausgezeichnet. Dafür verantwortlich ist Dr. Goro Kokubugata vom National
Science Museum, der sich sogar schon Wochen vorher - via Prof. Kondo - bei uns rück-
versichert hatte, daß wir unseren Videovortrag auch wirklich im japanischen NTSC-System
mitbringen. Aber abgesehen von wirklich geringfügigen Verzögerungen beim Hochfahren
einiger Laptops, hatte er alles ausgezeichnet im Griff.
Der nächste Redner ist Prof. Dr. Mitsuyasu Hasebe (National Institute for Basic
Biology, Japan) mit einem Beitrag zur Stammesgeschichte der Droseraceae, basierend auf
DNA-Sequenzen. Dieser recht anspruchsvolle Vortrag entstand in Zusammenarbeit mit Fernando
Rivadavia, Prof. Dr. Katsuhiko Kondo und Prof. Dr. Masahiro Kato. Wie immer folgen Fragen
und Antworten, danach ist Frühstückspause. Auf allen Stockwerken entwickeln sich jetzt
rege Diskussionen, wobei das Zeremoniell der Visitenkartenübergabe ausgiebig zum Zuge
kommt. Aus dem Verkaufsraum dringt hektisches Stimmengewirr und vor dem Konferenzraum
werden die gratis offerierten Drinks und Snacks gern angenommen. Die Zeit verfliegt nur
so, da geht es schon weiter im Programm. Dr. Jummat Adams (University of
Kebangsaan,
Malaysia) ist an der Reihe. Er berichtet über Nepenthes-Populationen in Sipitang
(Sabah, Malaysia), wobei es wiederum interessante Dias zu sehen gibt. Im Anschluß folgt
noch ein Videovortrag über Nepenthes in Sumatra und Borneo, von Prof. Dr. Mitsuro
Hotta (Universität Kagoshima), einem berühmten Veteran der japanischen
Insektivoren-Forschung. Er zeigt in seinem 15 Minuten Film die Biotope der Pflanzen, aber
auch den Mikrokosmos im Inneren der Kannen.
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Naoki Tanabe
(rotes Hemd) und JCPS* - Mitglieder(*JCPS = Japanese Carnivorous Plant Society)
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In der Mittagspause verteilen sich die Teilnehmer auf
zahlreiche Restaurants in der Umgebung. Die angebotenen Speisen sind hier alle als
Plastiknachbildung im Fenster oder einer Vitrine ausgestellt. Auch ohne Sprachkenntnisse
kann man so einfach auf den gewünschten Teller zeigen, neben dem auch der Preis
angeschrieben ist. Zum Glück verwenden die Japaner die gleichen Zahlen wie wir, was auch
das Bezahlen wesentlich erleichtert, da der Betrag auf der Kasse oder einem Taschenrechner
abgelesen werden kann. Wir suchen uns ein kleines Restaurant in der Nähe unseres Hotels
aus, wo die Preise verhältnismäßig günstig sind und das Plastikessen im Fenster teils
recht lecker aussieht. Wir fragen uns, ob das Gemenge neben dem ausgewählten Schnitzel
wohl Glasnudeln oder Sojasprossen sind ? Nun, es entpuppt sich in der Realität als
frischer, fein geschnittener Weißkohl. Dazu gibt es Suppe, Reis und sauer eingelegte
Rettiche. Es schmeckt lecker und bekommt uns ausgezeichnet, auch der Preis von 700 Yen,
mit 15 % Steuern etwa € 7,- pro Person ist ein echtes Schnäppchen. Im
Hotelrestaurant wären € 50,- pro Person sicher weg gewesen. Wer japanisches
Rindfleisch auf der heißen Platte zubereitet haben möchte, kann dafür auch locker
€ 150,- (ohne Getränke und Beilagen) hinblättern. Die Preise der kleineren
Restaurants ähneln denen in der Schweiz. Handeln ist in Japan übrigens genauso unüblich
wie das Geben von Trinkgeldern. Gestärkt kehren wir zurück zur Konferenz. |
Den nächsten Vortrag hält Ch'ien Lee (Malaysia), der mit
seiner Firma Malaysiana Tropicals in Borneo Nepenthes aus Zellkulturen
züchtet und mit Zertifikat in alle Welt verschickt. Er berichtet in faszinierenden
Bildern über Nepenthes in den wenig erforschten Hose Mountains in Sarawak (Borneo)
und zeigt abschließend, wie schon 2000 in San Francisco, noch Bilder vom Standort der
erst vor wenigen Jahren wieder entdeckten N. campanulata. Ihm folgt Prof. Dr.
Yoshikazu Hoshi (Ariake National College of Technology) mit einem sehr wissenschaftlichen
Bericht über polyploide und pneuploide Chromosomen von Drosera. Um diesen Beitrag
ganz zu verstehen wird auch Siggi nach unserer Heimkehr in den "Proceedings"
nachlesen müssen. Die gezielten Fragen im Anschluß zeugten jedoch von der hohen
fachlichen Kompetenz der Zuschauer.
Es folgt Dr. Douglas Darnowski (Washington College, USA) mit
seinem sehr interessanten Vortrag über Aldrovanda vesiculosa, begleitet von einer
gelungenen Powerpoint Präsentation mit aufschlußreichen Bildern der Wasserfalle und
ihrer Beutetiere. Douglas ist jedoch früher als vorgesehen fertig und so nutzt Siggi die
Zeit, um nochmals in die Unterlagen zu schauen. Denn er soll als nächstes unseren
gemeinsam erstellten Vortrag halten, für den wir als Vorgabe 1/2 Stunde Zeit hatten. Da
kommt auch schon Prof. Kondo auf uns zu und fragt Siggi strahlend, ob er denn nicht auch
eine ganze Stunde füllen könnte, da der Zeitplan das zuläßt. Thomas
Carow, der dies
mitbekommt, meint lächelnd:"... einfach mit halber Geschwindigkeit reden ...",
aber als die Schrecksekunde vorbei ist kann Siggi ebenfalls lächelnd antworten:
"Kein Problem, wir zeigen einfach nach dem offiziellen Teil weitere Ausschnitte aus
unserem Video "FLEISCHIMANIA". Zum Glück hatten wir einige Bänder auf
NTSC-System wandeln lassen und mitgenommen. Prof. Kondo bedankte sich zufrieden, und nach
einer kurzen Teepause übernimmt Irmgard die Kamera und Siggi begibt sich zur Bühne, wo
Jan Schlauer als Moderator ihn vorstellt.
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Siggi (Foto: Naoki Tanabe)
stellt unseren Film
FLEISCHIMANIA, mit der Geschichte von Drosera hartmeyerorum vor |
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Von dort oben empfindet man einen vollen Saal mit so
prominenter Besetzung völlig anders als zwischen den Zuschauern, besonders wenn es
plötzlich ruhig wird und einen alle erwartungsvoll anschauen. Zur Wahl stehen zwei
Funkmikrofone, wobei wir das kleine, welches an der Kleidung befestigt wird, bereits bei
einigen Vorgängern hassen gelernt haben. Ist dieses zu tief angebracht, nützt auch die
beste Verstärkeranlage nichts mehr und dem geplanten Film fehlt der Ton. Siggi wählt
also das große Stabmikro und beginnt mit seinen fünf Minuten Sprechtext, wobei er
später zugibt, zum ersten Mal Lampenfieber gehabt zu haben. Es folgt ein Film über
unsere letzte Australientour, wo wir u.a. den einzigen Standort von Drosera schizandra
auf dem Mount Bartle Frere besuchten. Wir wählten noch Szenen mit Byblis filifolia
und Drosera ordensis aus, jeweils mit Symbiosewanzen, und natürlich darf die
Geschichte von der Entdeckung "unseres Sonnentaus" Drosera hartmeyerorum
und seiner gelben Emergenzen nicht fehlen. Wie von Prof. Kondo gewünscht, verlängern wir
den Beitrag mit weiteren Ausschnitten aus unserem aktuellen Film auf eine Stunde, und
werden durch ein begeistertes Publikum belohnt. Uns fällt ein Stein vom Herzen, denn auch
Irmgard hatte die Kamera gut im Griff. Als bei den folgenden Fragen der Präsident der
Insektivorenfreude der Mongolei uns einlädt, unseren Film auch dort zu zeigen,
verschlägt es Siggi fast die Sprache. In den nächsten Jahren wird das aber wohl leider
nichts werden ...
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Pinguicula ramosa
auf
dem Vulkan Mount Koshin. Ein gelungenes Video von Dr. Chiaki
Shibata.
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Um 16.30 Uhr folgt ein Videobeitrag von Dr. Chiaki Shibata (Insectivorous
Plant Society, Japan), auf den viele gewartet haben. Nach der Konferenz steht nämlich
ein 2-tägiger Ausflug zu der, in Japan endemischen Pinguicula ramosa auf dem
Vulkan Mount Koshin auf dem Programm. Alle Teilnehmer sind natürlich gespannt auf das
bevorstehende Szenario. Frau Shibatas Film, der gut editiert und mit Musik unterlegt ist,
zeigt in gelungenen Einstellungen genau diesen Standort, sowie den Aufstieg zu
verschiedenen Jahreszeiten. Das Publikum ist wiederum begeistert, wenngleich einige
Teilnehmer, aufgrund des teils recht schwierigen Aufstiegs, leichte Sorgenfalten zeigen.
Nach den Fragen zum Film beendet Prof. Kondo den ersten Tag im National Science Museum mit
dem Hinweis, daß ab etwa 19.00 Uhr im National Olympic Memorial Youth Center - wenige
Bahnminuten entfernt - noch ein Workshop abgehalten wird. Gegen die ständige
Konzentration auf die Kamera und den eigenen Vortrag, protestiert Siggis Tinnitus jedoch
im wahrsten Sinne des Wortes so lautstark, daß wir beide froh sind, in unser gut
isoliertes Zimmer im Kaiyo zurückkehren zu können. Wir gönnen uns noch ein Essen im
Hotel und gehen früh schlafen, denn nur Ruhe kann die stressbedingten Lärmattacken
reduzieren.
Samstag 22. Juni 2002, der zweite Tag
Um 7 Uhr morgens klingelt der Wecker. Wir machen uns parat und beginnen den Tag
sparsam. Zur Begrüßung fanden wir eine Schale mit tropischem Obst im Zimmer vor, das wir
mit Pumpernickel Brot aus good old Germany nun verzehren. Dazu gibt es gratis Tee, der
inklusive Teekocher ebenfalls vorhanden war. Das schmeckt und spart schon am frühen
Morgen ansehnliche € 23,- (pro Person) für ein "American Breakfast" im
Hotel. Nachdem wir die frisch geladenen Akkus und einige Videokassetten in den
Kamerarucksack gepackt haben, kann es los gehen. Konferenzbeginn ist 8.30 Uhr, aber
natürlich möchte man sich vorher noch ein wenig mit Freunden unterhalten. So hatten wir
gestern erstmalig persönlich den sympathischen, langjährigen Präsidenten der zweiten
japanischen Insektivorengesellschaft Japanese Carnivorous Plant Society (JCPS),
Naoki Tanabe getroffen, und begrüßten uns wie alte Freunde. Seit über 10 Jahren hatten
wir bereits per Brief und E-mail Kontakt, da Siggi dort Mitglied ist. Die JCPS gibt
vierteljährlich ein Bulletin in englischer Sprache heraus, was sie auch in anderen
Ländern interessant macht.
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Eine hochinteressante Powerpoint
und Dia-Präsentation von Prof. Dr. Daniel M. Joël
über Gemeinsamkeiten
parasitärer und karnivorer Pflanzenarten |
Pünktlich beginnt der erste Vortrag, in dem Prof. Dr. Daniel
M. Joel (Newe-Ya'ar Research Center, Israel) auf die Phänomene Karnivorie und
Parasitismus bei Pflanzen eingeht. Schon nach den ersten Minuten voller eindrücklicher
Bilder gelingt es Daniel das Publikum zu fesseln. Nur relativ wenige Pflanzen können
organische Nahrung direkt von anderen Organismen aufnehmen. Pflanzen welche in der Lage
sind, sich an andere mit einem speziellen Organ anzuschließen, sind Parasiten. Pflanzen
welche mit speziellen Organen Tiere fangen, sind Karnivoren. Was an Beobachtungen folgt
ist so interessant, daß wir diesem Beitrag sicher einige Zeit auf unserem Konferenzvideo
widmen werden. Um 9.00 Uhr betritt Dr. Jan Schlauer (Universität Tübingen, Deutschland)
die Bühne und zeigt eine exzellente Powerpoint Präsentation über die weltweite
Mannigfaltigkeit der Fleischfressenden Pflanzen. Beispielsweise sind auf einer Weltkarte
die Verteilung der einzelnen Sektionen nacheinander farblich angezeigt, wodurch
Zusammenhänge zur Verwandtschaft untereinander, und zum Ursprungsort der Gattungen,
Sektionen und Arten verständlich werden. Nicht nur diejenigen, welche sich für
Systematik interessieren, können hier viel lernen.
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Yoshihiro
Mino und Frau freuen sich genau wie wir
über die Begegnung
(Foto: Thomas Carow)
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Während der folgenden
Frühstückspause trifft Irmgard im Treppenhaus auf den Japaner
Yoshihiro Mino, ein Mitglied der JCPS, dem wir vor vielen
Jahren in Sachen Nepenthes pervillei einige Tips für seine
geplante Hochzeitsreise auf die Seychellen gaben. Es folgte ein
Brief mit Bild der beiden frisch vermählten, aufgenommen an genau
der Stelle des empfohlenen Standortes auf Mahé, der im Rahmen eines
unserer Artikel auch im Carnivorous Plant Newsletter zu
sehen war. Irmgard und Yoshi erkennen sich auf der Treppe sofort,
worüber sich beide zusätzlich freuen. Als sie bei Siggi ankommen,
zeigt Yoshi gleich ein kleines Fotoalbum, in dem genau das Bild zu
sehen ist, das er uns damals schickte. Aber auch Siggi erkennt ihn
sofort, und die Freude über das erste persönliche Zusammentreffen
ist so groß, das wir ganz vergessen das Visitenkartenritual zu
vollziehen.
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Da ist auch schon die Pause beendet und Punkt 10.00 Uhr
betritt Dr. Laurent Legendre (University of Western Sydney, Australien) die Bühne. Die
Evolution der Karnivorie bei den Lentibulariaceae (Genlisea, Pinguicula, Utricularia)
wird mit Detailzeichnungen und eindrucksvollen Bildern der Zellstrukturen in Fang- und
Verdauungsorganen verständlich gemacht. Die ebenfalls gezeigten Ursprünge und
Verbreitung der diskutierten Gattungen bestätigen im Wesentlichen den vorher gehaltenen
Vortrag von Jan Schlauer. Die teilweisen Überschneidungen ergänzen sich sogar
ausgezeichnet und erleichtern auch "Nicht-systematikern" das Verständnis der
Zusammenhänge.
Nach Beantwortung der regelmäßig gestellten Fragen ist eine
halbe Stunde vergangen, und Prof. Dr. Owen T. Page (Connecticut College, USA) beginnt
seine Ausführungen zum Thema: Strukturelle Grundlagen beim Nährstofftransport in Nepenthes
Kannen. Mit Mikroskop Aufnahmen werden die Verteilungen von Flüssigkeiten und
Nährstoffen, teils durch fluoreszierende Farbbeigaben sichtbar gemacht. Eine gelungene
Powerpoint Präsentation macht alles gut verständlich. Um 11.00 Uhr betritt wieder Prof.
Kondo die Bühne und bittet alle Teilnehmer in den Raum mit der "Postershow", wo
die Autoren ihre ausgestellten Beiträge kommentieren. Wir nutzen die Zeit um einige der
ausgestellten Pflanzen, sowie Szenen im Verkaufsraum zu filmen. Anschließend geht es in
die Mittagspause in unser preiswertes kleines Restaurant, wo wir wiederum das leckere
Schnitzel mit Reis, Weißkohl und Suppe bestellen. Wir werden bereits wie alte Stammkunden
begrüßt, wobei wir uns alle auch ohne Englisch-, respektive Japanisch- Kenntnisse, prima
verstehen.
Für den ganzen Nachmittag steht ab 14.00 Uhr ein Symposium
über die Blattbewegung der Droseraceae (Aldrovanda, Dionaea, Drosera), unter der
Leitung von Prof. Joel auf dem Programm. Dieses Thema interessiert sicher jeden, der die
Sonnentaugewächse jemals beim Beutefang beobachtet hat. Tatsächlich gelingt es allen
Rednern dem Publikum mit hoch interessanten, ja brillanten Beiträgen, die neuesten
Kenntnisse zu diesem spannenden Thema zu vermitteln. Prof. Dr. Stephen E. Williams
(Lebanon Valley College, USA) beginnt die Reihe mit dem zentralen Problem, wie sich
Tentakel biegen und Fallen schließen. Noch während seine Bilder zu sehen sind wird uns
klar, daß auch dieser Beitrag einige Zeit auf dem Konferenz-Video benötigt. Es geht auf
hohem Niveau weiter, als Prof. Dr. Wayne R. Fagerberg (University of New Hampshire, USA)
erläutert, welche Veränderungen im Gewebe der Venus Fliegenfalle stattfinden, wenn diese
ihre Klappen schließt und auch wieder öffnet. Auch diese Powerpoint Präsentation ist
von exzellenter Qualität. Es folgt Prof. Kondo mit Beobachtungen an Venus Fliegenfallen
in Gewebekutur, wobei sein besonderes Augenmerk der Reaktion des Schließ- und
Öffnungsmechanismus unter dem Einfluß bestimmter Chemikalien gilt. Dabei betrachtet er
z.B. auch Veränderungen der Rotfärbung mit der Schlußfolgerung, daß Pflanzen mit
ausgeprägter Rotfärbung generell gesünder und kräftiger sind als Klone ohne
Anthocyanin. Den vierten Vortrag, bei dem es auch um den Einfluß verschiedener
Chemikalien auf die Bewegung der Fangblätter geht, hält Prof. Dr. Minoru Ueda
(Keio
University, Japan).
Sowohl Kondo, als auch Ueda nennen für ihre Arbeit eine Reihe von
Koautoren, die in den "Proceedings" alle aufgeführt sind. Abschließend faßt
Daniel Joel nochmals alle Arbeiten zum Thema zusammen, und verleiht seiner Hoffnung
Ausdruck, daß ein Resultat dieses Symposiums tatsächlich neue Erkenntnisse zur
Blattbewegung der Droseraceae sein könnten. Diese wären dann bereits ein Thema für die
5. Karnivoren Konferenz, deren Veranstaltungsort allerdings noch nicht feststeht.
Nach einem so intensiven Nachmittag, sind dann alle froh, als
es gemeinsam nach unten an die frische Luft geht, denn im Vorhof soll das
Gemeinschaftsfoto aller Teilnehmer gemacht werden. Für etwa € 10,- kann man die
Zusendung per Luftpost vorbestellen. Natürlich ist die Gelegenheit auch wieder günstig
noch ein wenig zu fachsimpeln und neue Bekanntschaften zu vertiefen. Dies kann beim
anschließenden Bankett, das um 18.00 Uhr beginnt, in Ruhe fortgesetzt werden. Ein Büfett
mit Meeresfrüchten, Geflügel, diversen Salaten und Gemüsen ist in einem Museumsraum
vorbereitet. Egal ob Saft, Bier, Sake oder Whisky, alles ist vorhanden und kann in einem
ungewöhnlichen Ambiente genossen werden. In den Wänden eingelassen sind zahlreiche
beleuchtete Vitrinen mit versteinerten Sauriern, vor denen die mit Stäbchen und Tellern
hantierenden Teilnehmer sich munter unterhalten. Prof. Kondo teilt uns mit, daß er im
folgenden Workshop, der wieder einige Minuten mit der Bahn entfernt, um 20.00 Uhr
stattfinden soll, unser Video über die 3. Karnivoren Konferenz in San Francisco zeigen
will. Es fällt uns beiden wirklich schwer ihm klar zu machen, daß wir nach dem Bankett
gegen 19.50 Uhr ins Hotel zurückkehren werden. Tatsächlich müssen wir noch unser
Gepäck für den, am nächsten Tag stattfindenden Ausflug richten, nicht benötigte Sachen
im Hotel deponieren und unsere Akkus aufladen. Wie schon am Vorabend hat leider Siggis
Tinnitus durch die lange Konzentration des Tages, wieder solche Ausmaße angenommen, daß
wir uns gezwungen sehen diese persönliche Einladung abzulehnen. Prof. Kondo fragt noch ob
er das Video auch ohne uns zeigen darf, was wir ihm selbstverständlich gestatten. Für
asiatische Begriffe war das sicher ein Affront, aber Siggi wollte seine, dem Geräusch
zweier im Kopf kreisenden Zahnarztbohrern gleichenden Gesundheitsprobleme auch nicht
thematisieren.
Wir brauchen im Hotel tatsächlich noch eine ganze Weile bis
das notwendige Gepäck für den Ausflug sowie die Kameraausrüstung parat ist. Trotz
Whisky pur Schlummertrunk haben wir die Nacht schlecht geschlafen. Als der Wecker klingelt
sind wir schon lange wach, wobei wir uns fühlen, als wäre das Jet lag zurück. Irmgards
Magen muckt zusätzlich, wo wir doch ausgerechnet heute einmal das American Breakfast
bestellt haben, bei dem nun auch noch Rührei und Schinken kalt sind. Schließlich gibt es
heute kein Mittagessen, da die Busfahrt zum Mount Koshin gleich nach Ende der Konferenz
gegen 12.00 Uhr beginnt. Dadurch haben wir auch ein Problem mit den Akkus, denn wenn wir
den ganzen Vormittag filmen, sind diese zum Ausflug leer. Wir haben jedoch keine Ahnung,
ob es bei der Übernachtung in einem einfachen Hotel "japanese style"
Gelegenheit gibt diese zu laden. Nach einem Blick auf die Tagesordnung entschließen wir
uns drei der vier Vorträge nur in kurzen Ausschnitten aufzunehmen. Dabei beginnt es schon
sehr interessant mit Leo Song (California State University, USA), der Einblicke in die
große Insektivoren Sammlung - der einzigen in einer Staats Universität der USA - in
Fullerton gibt. Dort machte kürzlich auch Steven Spielberg Aufnahmen für Projekte seiner
Firma Dreamworks, wie Fotos belegen. Leo ist allen Mitgliedern der ICPS
durch seine langjährigen Aktivitäten, u.a. für den Carnivorous Plant Newsletter
(CPN) wohl bekannt.
Für den nächsten Vortrag, der Punkt 9.00 Uhr beginnt, habe
ich zwei große Akkus einkalkuliert. Dr. Andreas Wistuba (Deutschland) zeigt neue
Beobachtungen der Gattung Heliamphora. Koautoren sind Dipl. Ing. Thomas Carow
(Deutschland) und Dr. Peter Harbarth (Deutschland). Wer diese Jahr das Treffen der
Regionalgruppe Süd in Würzburg besuchte, bekam bereits einige der Bilder zu sehen.
Tatsächlich gelingt es Andreas das Publikum mit seinen hervorragenden Dias eine Stunde
lang zu fesseln. Neben brillanten Pflanzenaufnahmen gelingt es ihm, die urtümliche
Atmosphäre der Tepuis zu vermitteln. Die von Nebelschwaden umwehten, bizarren
Felsformationen, sowie scheinbar in Goldfarbe getauchte Vegetation am Abend, vermitteln
einmalige Eindrücke. Auch eine neue, von ihnen beschriebene Art haben die drei Autoren
vorzuweisen. Präzise beschreibt Andreas anhand seiner Bilder, die besondere Nektarblase
von Heliamphora folliculata. Es gibt aber noch mehr Tafelberge über die er
berichtet und wir werden dafür wiederum einige Zeit auf unserem Konferenzvideo
reservieren müssen.
Um 10.00 Uhr beginnt Prof. Dr. Shigeo Kurata (Japan),
ebenfalls einer der Honoratioren der japanischen Insektivorenforschung, seinen Beitrag. Er
stellt eine aktuelle Auflistung der Nepenthes Arten vor, die ebenfalls vollständig
in den "Proceedings" zu finden ist. Es folgt Prof. Dr. Kenji Takahashi (Japan),
dessen Ausführungen über das Verdauungsenzym Nepenthesin bei Nepenthes distillatoria
(Sri Lanka), wieder durch eine Computer Präsentation verständlich werden. Diesen Vortrag
verpassen wir allerdings, da Siggi ein wichtiges Gespräch mit Stephen Williams führt,
der die gelben Emergenzen "unseres Sonnentaus" mittels Rasterelektronenmikroskop
genauer erforschen will.
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Für Informationen
zur DVD das Cover anklicken
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Um 12.00 Uhr betritt ein strahlender Prof. Kondo die Bühne,
um diese hochkarätige und interessante Konferenz offiziell zu beenden. Er wirkt sichtlich
erleichtert und erfreut, als er sich bei allen Teilnehmern und Helfern bedankt, denn das
Feedback aus den Gesprächen und der Applaus zeigen ihm eindeutig, daß seine Bemühungen
um die Organisation der drei Tage außerordentlich erfolgreich waren. Er lädt alle
Teilnehmer zu einem Abschluß-Snack im Vorraum ein, wo bereits Sandwiches, Knabberzeug und
diverse Getränke aufgebaut wurden. Kurz meldet sich auch noch der Vorsitzende der IPS,
Prof. Sadashi Komiya zu Wort, und Prof. Joel richtet noch im Namen aller eine
Dankesadresse an Prof. Kondo. Dann beginnt beim angekündigten Abschluß-Snack auch schon
das Verabschieden, denn für die Teilnehmer des 2-tägigen Ausfluges auf den Mount
Koshin,
wo das in Japan endemische Fettkraut Pinguicula ramosa wächst, steht schon
wenig später der Bus parat. Womit auch schon das nächste Abenteuer beginnt, aber dieser
Bericht ist bis hierher schon viel länger geworden, als geplant. Wer mehr über die 4th
Carnivorous Plant Conference in Tokyo erfahren will, dem empfehlen wir unser kommendes
Video (etwa Dezember 2002) mit dem gleichnamigen Titel, zumindest aber die
"Proceedings" (ISBN 4-9901285-7-5) der erfolgreichen Veranstaltung.
Auf dem
Heimweg im Narita-Express zum Flughafen
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HUNTING
VEGGIES® on/auf YouTube
Inzwischen wurden alle Vorträge der Tokioter Konferenz auf YouTube hochgeladen.
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- Index Vorträge der ICPS World Conference Tokyo 2002 (Deutsche Sprache) -
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