Die Kräuseljagdspinne (Zoropsis
spinimana) ist in Weil am Rhein angekommen
(Text und Fotos Siegfried R.H. Hartmeyer)
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Wirklich
überrascht stellten wir im Herbst 2008 fest, dass in unserem Garten
neuerdings mehrere, hier in Deutschland erst seit 2005 nachgewiesene Kräuseljagdspinnen (Zoropsis spinimana) leben. Seit die Nächte kälter wurden
wanderte mindestens ein großes Weibchen (inzwischen ca. 8 cm) in unser tropisches
Gewächshaus ein, wo es nachts auf die Jagd geht. Nähert man sich der
Spinne wenn sie gerade an der Wand sitzt, zeigt sie eine Warnhaltung,
wobei sie etwa 20 cm auf einen zukommt, die vorderen vier Beine anhebt
und ihre Fangzähne (Bild rechts) zeigt. So ein Verhalten kannten wir bisher nur von
größeren Vogelspinnen. Wir haben uns entschlossen, die wehrhafte Immigrantin zu
dulden und zu beobachten. Gebissen wurde bisher noch niemand, aber
zwischen unseren Kannenpflanzen lebt es sich ja auch nicht ganz ungefährlich
;-).
Räuberische Spinnen sind sehr nützliche Tiere,
ohne sie würden wir alle wohl unter einer permanent schrecklichen Insektenplage
leiden. Auch wenn diese Tatsache für Menschen mit Arachnophobie (Spinnenangst)
wohl eher zweitrangig ist, sollte dieser sachliche Hinweis gleich zu Beginn
dieses Berichts nicht fehlen. Das gilt ausdrücklich auch für eine bei uns neue
Art, welche sich infolge des Klimawandels, aus Nordafrika und Südeuropa
kommend, immer weiter nach Norden ausbreitet und inzwischen offensichtlich auch
hier in Weil am Rhein angekommen ist. Es besteht wirklich kein Grund zur Panik,
allerdings ist etwas Vorsicht im Umgang mit diesen Achtbeinern doch
empfehlenswert, denn anders als fast alle unserer einheimischen Spinnen neigen
die Neuankömmlinge in Bedrängnis durchaus zum Zubeißen, was ähnlich einem
Wespenstich recht schmerzhaft enden kann. |
Fangzahn von Zoropsis spinimana mit USB-Mikroskop |
Auf
den ersten Blick ähnelt sie unseren fast gleich großen, jedoch völlig
harmlosen Hauswinkelspinnen (Tegenaria domestica). Lässt sich davon eine
in Wohnräumen blicken, stülpt man am besten ein Glas oder eine Plastikschale
darüber, schiebt ein Blatt Papier darunter, dreht das Ganze um und befördert
das nützliche Tier unter leichtem Schütteln des Gefäßes, damit es nicht
herausklettert, ins Freie. Wer dies mit der neu zugewanderten Art probiert,
erlebt aber eine Überraschung, denn sie ist in der Lage, selbst bei heftigerem
Schütteln des Gefäßes problemlos die glatte Wand hochzuklettern und
herauszuspringen, wobei sie eine erstaunliche Schnelligkeit zeigt.
Als genau das vor einigen Wochen passierte,
wurde ich aufmerksam und schaute einmal gezielt nach den Spinnen in unserem
Gewächshaus, wo zu meiner Überraschung erstmals keine Hauswinkelspinnen mehr
zu finden waren und auch die Zahl der langbeinigen Zitterspinnen (Pholcus
species), die gern in den oberen Ecken der Wände sitzen, deutlich reduziert
war. Erst als ich spät abends nochmals nachschaute, fand ich dort dafür eine
nie zuvor gesehene, (mit Beinen) etwa sechs Zentimeter große Jagdspinne an der
Wand, die sich auch bisher nur nachts zeigte. Ein zweites gleich großes
Exemplar befand sich um die Zeit auch im zweiten Gewächshaus daneben, und ein
weiteres spazierte wenige Tage später, ebenfalls spät abends, einfach durch
die Haustür herein. |
Daraufhin machte ich ein Foto der Spinne, zeigte es um
Aufklärung bittend im Internet und erhielt die folgende Auskunft eines
Experten:
Die Spinne nennt sich auf deutsch
Kräuseljagdspinne (Zoropsis spinimana)
und gehört in die Überfamilie
Lycosoidae (also zu den Wolfspinnenartigen). Sie ist erst seit 2005 in
Deutschland nachgewiesen und auch nur in Häusern bzw.
Gewächshäusern. Inzwischen findet man sie hier am Oberrhein
recht häufig. Die
Art kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und aus Nordafrika,
wo sie nachts
auf die Jagd geht. Die Tiere werden im Herbst geschlechtsreif. Die
Weibchen
legen ihre Eier im Frühling, sitzen in einer Brutkammer auf dem
Kokon und
verlassen diesen anscheinend nicht mehr.
Ach ja, die Tiere sollen auf Reizung
auch mit Bissen reagieren, also immer schön auf die Finger aufpassen, auch wenn
der Biss nicht wirklich gefährlich ist, Schmerzen bereitet er alle mal. Die
Spinne auf dem Foto oben ist ein Weibchen,
Originalgröße mit Beinen inzwischen etwa
8 cm. Das zweite Bild (Mikroskop 200-fach) zeigt den linken der beiden
Fangzähne, die wie eine Zange funktionieren.
Ein Bericht dazu erschien am 17.10.2008 auch in
der Weiler Zeitung und dem Oberbadischen Volksblatt.
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Da ist der Beweis: Die
Kräuseljagdspinnen haben den harten Winter überlebt!
Aufnahme am 27. Februar
2009 inmitten von Sarracenia flava Schläuchen auf unserem
Balkon.
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Übrigens:
Seit über 10 Jahren finden wir in und um unser Haus auch einige
Hundertfüßer der Art Scutigera coleoptrata (linkes Bild),
sogenannte Spinnenläufer. Wie Zoropsis sind auch diese
nachtaktiven Jäger mit steigenden Temperaturen aus dem Mittelmeerraum
zugewandert. In den Weinbergen hier am Oberrhein sind sie den Winzern
schon länger bekannt.
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