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Die „Hofer
Checkliste" - Resultat eines erfolgreichen GFP Regionaltreffens
Hartmeyer, S. (2004) DAS TAUBLATT (GFP) 2004/3: 38-42) Die
Jahreshauptversammlung (JHV) 2003 der GFP in Würzburg neigte sich
bereits dem Ende zu, als erstmals bekannt gegeben wurde, dass Rudi Köhler
im April 2004 ein Treffen der Regionalgruppe Süd im bayrischen Hof
organisieren wolle. Rudi Köhler arbeitete bis vor wenigen Jahren in
angesehener Position am Autobahnzoll bei uns in Weil am Rhein. Er wurde
auf Hartmeyer’s Karnivoren Sammlung aufmerksam und kam auf einen
Besuch vorbei. Während der Besichtigung gab es natürlich auch Infos zu
den Pflanzen, sowie zur GFP. Ich fuhr ihn anschließend noch mit dem
Auto zu einem Termin, wobei er zum Ausdruck brachte, wie sehr ihn die
„Fleischis" fasziniert hatten, ja sogar als neues Hobby kämen
sie in Frage. Wir haben danach noch einige Male telefonisch
gefachsimpelt, da finde ich plötzlich einen ersten Artikel von ihm im TAUBLATT,
und toll, jetzt organisiert er sogar ein Regio-Treffen. Ja logisch freut
man sich da, wenn jemand so aktiv loslegt, den man beim Einstieg in die
karnivore Materie noch persönlich begleitet hat.
Mit von der Partie ist Sven Schirner aus Kulmbach, der wenig später diverse persönliche Einladungen per Email verschickt, eine Pflanzenbörse ankündigt und versucht, einen Vortrag zu organisieren. Auch im GFP Forum (Internet) wird das Ereignis schnell thematisiert. Mit Erfolg, denn nicht nur wir sagen spontan zu, unseren Film „FLEISCHIMANIA" zu zeigen, auch von Klaus Keller (Augsburg) kommt das Angebot für einen Diavortrag über Karnivoren in den USA. Prompt beginnen die „karnivoren Buschtrommeln" zu rumoren: „Andreas Wistuba soll auch kommen" .... „Thomas Carow wohnt doch auch nicht weit entfernt" ... „Bist Du auch dabei? Na dann komme ich auch!" Kein Wunder, schon bald häufen sich die Anmeldungen. Von bis zu 50 Teilnehmern ist schließlich die Rede.
Von links: Sven Schirner, Rudi Köhler, Klaus Keller, Peter Harbarth
Wir freuen uns auch darauf, GFP Mitglied Hubert Müller persönlich kennen zu lernen, da wir mit ihm ein gemeinsames Projekt zum Thema Sonnentau begonnen haben. Hubert will nicht nur so zum Treffen kommen, nein er fertigt sogar noch einige Plakate an und bringt seinen Laptop inklusive Beamer mit, wodurch sich auch das Problem der Filmprojektion für die Organisatoren erledigt. Um keinen Stress aufkommen zu lassen, beschließen wir bereits am Freitag in Hof anzureisen, wo wir bis Sonntag früh das Hotel „Am Maxplatz" gebucht haben. Das war eine gute Wahl, wie sich dann herausstellt. Wie geplant treffen wir Freitag gegen Mittag ein. Gleich nach dem Einchecken im Hotel, wo unsere mitgebrachten Fleischis sofort großes Interesse an der Rezeption finden, laufen wir die ca. 1,5 km bis zum Veranstaltungsort, um die Lage zu sondieren. Wir sind sofort begeistert. Die prachtvoll restaurierte Burg Theresienstein, in deren Erdgeschoss sich ein Biergarten mit dem Veranstaltungsraum befindet, liegt in einem Park mit altem Baumbestand, der voriges Jahr schlicht zum „schönsten Park Deutschlands" erkoren wurde. Nebenan findet sich auch ein kleiner Botanischer Garten, sowie ein Zoo mit Tropenhaus für Reptilien. Der Ausblick vom Biergarten auf die darunter liegende schmucke und typisch bayrische Stadt mit ihren Zwiebeltürmen ist herrlich. Dazu ein (oder waren es zwei?) Weizenbier, so macht Urlaub Spaß! Den Abend beschließen wir im Restaurant „China Garten", wo es uns so gut schmeckt, dass wir vorsorglich 2-10 Plätze für den Samstagabend reservieren. Am Samstag früh sitzen wir kaum am Frühstückstisch, als auch schon die Hotel Besitzerin kommt, um uns ganz begeistert aus der Zeitung über die Veranstaltung der „Fleischfresser" vorzulesen. Dort wurde neben anderen auch unser Name erwähnt - den sie ja von der Anmeldung her kannte -, weshalb sie „uns Prominenten" den Tee voller Begeisterung servierte und alles Gute für die Veranstaltung wünschte. Donnerwetter, was für ein Auftakt! Rudi und Sven hatten wertvolle Pressearbeit geleistet, denn die Öffentlichkeit wurde nicht nur im Vorfeld informiert, auch während der Veranstaltung waren dann noch einige Reporter/Innen, bewaffnet mit Kamera und Notizblock unterwegs. Am Theresienstein angekommen, werden wir von Sven Schirner und Rudi Köhler herzlich begrüßt, auch Hubert Müller ist schon da und die Freude beruht auf Gegenseitigkeit. Alle haben beste Laune, denn obwohl es morgens gegen 8.40 Uhr noch etwas kühl ist, strahlt die Sonne bereits von einem wolkenlosen Himmel. Die Tische für die Börse sind vorbereitet und wir legen unsere Filme auf DVD und Video aus. Neben wenigen Pflanzen zum Tausch, haben wir – wenn auch unverkäuflich – ein paar ausgewachsene Exemplare von Drosera hartmeyerorum dabei, damit Interessenten sich die rätselhaften gelben Emergenzen der Art einmal direkt anschauen können. Rings um uns herum beginnt nun der Aufbau. Natürlich wechseln bereits die ersten Fleischis den Besitzer. Thomas Carow und Freundin Gudrun brachten gleich einige C-Container voller prächtiger Sarracenia, Heliamphora, sowie diverser Drosera. Dazwischen u.a. die roten Blüten von Pinguicula laueana, oder die leuchtend gelben von Utricularia flaccida. Aus Platzgründen hatten sie den Stand vor dem Gebäude, auf den freundlicherweise vom Biergarten bereitgestellten Tischen aufgebaut. Kein Problem, denn Petrus beschert uns einen herrlichen warmen Sonnentag. Daneben stehen Andreas Wistuba mit Freundin Barbara, deren aus Zellkulturen vermehrte, seltene Heliamphora und Nepenthes seit Jahren weltweit begehrt sind. Thomas und Andreas gehören zu den Mitbegründern der GFP, und es sind sogar noch mehr Mitglieder aus der Gründerzeit hier versammelt, wie Peter Harbarth und Joachim Nerz. Auch sie haben ihre Nepenthes aus Zellkultur dabei. Große Drosera regia gibt es am Stand von Johannes Betz, ein gemischtes Angebot bei Daniel Hukle und es gibt noch mehr bei Anbietern, die ich hier gar nicht alle nennen kann. Andreas Fleischmann möchte ich noch erwähnen, der – nicht nur mir - in den letzten Jahren besonders mit seinen Detailkenntnissen über Sonnentau sehr positiv aufgefallen ist. Er verkauft zwar keine Pflanzen, hat jedoch zu vielen Themen etwas Wertvolles beizutragen. So vergeht der Vormittag mit Fachsimpeln und Pflanzenbeschau wie im Fluge.
Mittagessen ist kein Problem, denn im Biergarten gibt es dank Selbstbedienung preiswerte Mahlzeiten und Getränke für jeden Geschmack. „Ihr dürft gern wieder kommen", meinen die Wirtsleute voller Begeisterung über die Pflanzenbörse, denn nicht nur die etwa 50 angemeldeten Gäste machen Umsatz, sondern auch die zahlreichen Besucher aus der Umgebung, welche durch die Presse neugierig gemacht, jetzt voller Begeisterung die „seltsamen Fleischfresser" bewundern und auch kaufen. Egal ob das Ambiente des Theresiensteins, die Atmosphäre der Börse, das Wetter, die Verpflegung, es stimmt einfach alles.
Nach der Mittagspause
beginnt dann Klaus Keller mit seinem Diavortrag über eine Reise zu
Naturstandorten entlang der Ostküste der USA. Gemeinsam mit der ganzen
Familie gelingt es ihm, die sehr selten gewordene Venus Fliegenfalle zu
fotografieren, dazu Fettkräuter, Drosera capillaris, Utricularia
und natürlich einige der berühmten Schlauchpflanzen, besonders Sarracenia
flava. Der anschließende Applaus beweist, dass der Vortrag gut
gefallen hat. Danach zeigen wir unseren Film „FLEISCHIMANIA", über
eine abenteuerliche Reise zu den Karnivoren Australiens. Schwerpunkte
sind hier Knollen-Drosera in der Umgebung von Sydney (New South
Wales), oder der einzige bekannte Standort von Drosera schizandra bei
Cairns (Queensland). Im Kimberley (Western Australia) filmen wir Wanzen
auf Byblis filifolia sowie Drosera ordensis, und zeigen
die Entdeckung „unseres", von Jan Schlauer benannten Sonnentaus.
Offensichtlich gefällt auch dieser Beitrag, den allerdings schon einige
Besucher kennen. Danach treten die Meisten zufrieden die Heimreise an.
Sven, Thomas, Gudrun, Irmgard und ich trafen uns dann noch am bereits
reservierten Tisch im Restaurant „China Garten", um beim
Abendessen die Veranstaltung nochmals Revue passieren zu lassen. Rudi Köhler
lässt sich entschuldigen, er hat nämlich ausgerechnet heute
Hochzeitstag, verständlicherweise möchte er daher den Abend mit seiner
Frau verbringen. Bei Frühlingsrollen und Pekingsuppe sind sich dann
alle Anwesenden einig: dieser erfolgreiche Tag hat wirklich Spaß
gemacht!
Die Hofer Checkliste für
erfolgreiche VeranstaltungenEigentlich ist die Geschichte damit bereits erzählt, ich möchte jedoch noch etwas anfügen. Wenn Fehler passieren, soll man ja daraus lernen. Warum also nicht auch umgekehrt, aus einem so gelungenen Ereignis die positiven Punkte auflisten. Das kann sicher für weitere Veranstaltungen (nicht nur der GFP) nützlich sein. Ich habe diese Aufstellung zu Ehren von Rudi Köhler und Sven Schirner einfach die „Hofer Checkliste" genannt. Einfach die zehn Punkte der Reihe nach abhaken - und für das Wetter fest die Daumen drücken – dann kann auch bei der nächsten JHV nichts mehr schief gehen.
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