Die Truncata lässt das Mausen nicht! Hartmeyer, I. & Hartmeyer, S. (2009) DAS TAUBLATT (GFP) 2009/1:40-50Als wir im Jahr 2007 unseren Artikel „Ratz
fatz aus die Maus !" für Das Taublatt schrieben, sahen wir
im Einfangen von kleinen Wirbeltieren durch große Kannenpflanzen noch ein
statistisch eher zu den Ausnahmen zählendes Ereignis. Egal ob in Lyons „Parc
de la Tête d’Or" (Frankreich) oder im Gewächshaus von Robert Cantley im
Hochland von Sri Lanka, die Berichte darüber wurden doch eher als Kuriositäten
betrachtet. Allerdings fiel uns bereits damals auf, dass es sich in den
nachprüfbaren Fällen in Kultur hauptsächlich um Nepenthes truncata
handelte, beliebt und bekannt wegen ihrer im ausgewachsenen Zustand wirklich
stattlichen bis zu mehr als 40 cm großen Kannen.
Auch als wir nur sechs Wochen nach der ersten „Mauserbeutung" erneut den typischen Geruch im Gewächshaus feststellten und beim Überprüfen der Kannen tatsächlich wieder eine ersoffene Hausmaus in unserer Truncata entdeckten, betrachteten wir das Ereignis als erneuten kuriosen Zufall. Immerhin war bereits da auffällig, dass beide Mäuse von der gleichen Pflanze gefangen wurden, obwohl auch die unteren Kannen unserer N. rafflesiana, N. x mixta, N. eymae x clipeata, sowie die oberen Kannen unserer N. khasiana - im gleichen Gewächshaus - groß genug dafür wären. Es gab sogar zahlenmäßig viel mehr geeignete Kannen dieser Arten, als die eine Truncata zu bieten hatte. In der Literatur wurde hin und wieder darüber berichtet, dass an Naturstandorten in Borneo tote Ratten in den sehr großen Kannen von N. rajah gefunden wurden, aber diese Art scheidet leider in unserem Gewächshaus im Konkurrenzkampf um kleine Nager aus, da sie nur sehr langsam wächst und die vorhandenen Kannen unseres Exemplars - wie wohl auch in vielen anderen Sammlungen - einfach noch zu klein sind. Es gibt ein geflügeltes Wort: einmal ist kein Mal, zweimal ist verdächtig, aber dreimal ein Beweis. Daher glaubten Irmgard und ich nicht mehr an Zufall, als wir innerhalb von 12 Monaten auch noch eine dritte und nur drei Monate später eine vierte Maus fanden, die alle von unserer Truncata „eingesackt" wurden. Wir beschlossen, das Phänomen gründlicher zu untersuchen, wie etwa die Fähigkeit der Kannen, solch große Beute zu verdauen ohne selber zu verfaulen, als auch die Dauer und Effizienz der Verdauung. Dabei war es sehr hilfreich, dass wir inzwischen hermetisch schließende Türen zwischen Schlafzimmer und Gewächshaus einbauen ließen, was die olfaktorischen Begleiterscheinungen dieses Experiments immerhin nicht mehr ins Haus gelangen lässt. Bei den ersten beiden Mäusen 2007 brachen wir das Verdauungsexperiment jeweils nach etwa einer Woche ab, da der Gestank ins Haus zog und schlicht unerträglich wurde. 2008 jedoch protokollierten wir das Ereignis und beließen Maus 3 (April), welche zu unserer Überraschung bereits halb verdaut war, als wir sie entdeckten, sowie Maus 4 (Juli) in den „Mägen" der Pflanze. Nur zwei Tage nach dem jeweilig ersten Auftreten des Geruchs war dieser bei beiden (38 und 41 cm) großen Kannen lediglich noch in unmittelbarer Nähe wahrnehmbar. Es zeichnete sich also bereits ab, dass unsere „Killertruncata" keinerlei Probleme damit hatte, kleine Wirbeltiere zu verdauen. Warum nicht schon vor Jahren?
Wir stellten uns nun die Frage, warum vorher
keine Mäuse gefangen wurden, denn immerhin ist die (etwa 30 jährige) Pflanze
in diesem Gewächshaus schon seit über 15 Jahren durchaus groß genug dafür.
Allerdings hatten früher, bis vor etwa 1 ½ Jahren, Spitzmäuse (Soricidae)
ihren Bau unter dem Boden eingerichtet. Dabei handelt es sich jedoch gar nicht
um Mäuse (Muridae), also Nagetiere, sondern um räuberische
Fleischfresser, die eher den Mardern nahe stehen. Da sie Schädlinge vertilgen,
aber nichts annagen, haben wir die niedlichen Tiere gern geduldet, bis sie die
Entlüftung ihres Baus mit den Fugen hinter den Fußleisten unseres
Schlafzimmers verbanden. Da war Schluss mit Lustig, denn die süßen Kleinen
entpuppten sich plötzlich als „Riesenstinker", weshalb wir alle
Hohlräume zwischen Schlafzimmer und Gewächshaus mit Quarzsand auffüllten. Der
ist ungiftig, verhindert aber effektiv durch Nachrieseln das Bauen von Tunneln
und Wohnhöhlen. Daraufhin wanderten die Spitzmäuse aus, aber normale
Hausmäuse (Mus musculus), die bis dato in unserem Komposter im Garten
lebten, rückten jetzt in den Raum mit Zentralheizung nach. Dies war leicht
anhand der sehr unterschiedlichen „Mäuseköttel" festzustellen. Während
die schwarzen, wurstförmigen Hinterlassenschaften der offensichtlich
kletterfaulen Spitzmäuse nur entlang der unteren Kanten des Gewächshauses zu
finden waren, aber nie auf den Pflanzen oder Töpfen, änderte sich das nach dem
ersten Auftreten der Hausmäuse, die sehr wohl auf den großen Pflanzen
herumkletterten, wie deren sporadisch gefundene kleinere braune, eher an
Granulat erinnernde Köttel auf Blättern und Töpfen bewiesen. Nur wenige
Monate später war die erste Maus gefangen, sechs Wochen später die zweite und
inzwischen wurden es vier.
Wenn wir alle Indizien betrachten, hat sich wohl
Folgendes abgespielt: Im Unterschied zu vielen anderen Arten der Gattung, bieten
die breiten und festen Blätter der N. truncata kleinen Wirbeltieren
einen recht stabilen Untergrund, auf dem sie problemlos herumlaufen können. Die
Köttel auf dem Blatt (Foto) beweisen, dass die Maus sich dort eine Weile
aufgehalten hat. Wahrscheinlich angelockt von den zuckerhaltigen Ausscheidungen
der Pflanze, die besonders von den Nektarien auf der Unterseite des Deckels
produziert werden, klettert sie dann die raue Außenseite der Kanne problemlos
empor auf das rutschige Peristom (den roten „Kragen"). Dort muss sie sich
auf zwei Beine aufrichten und leicht nach vorne beugen, um die Tropfen der
Zuckerlösung unter dem Deckel abschlecken zu können. Die Distanz zwischen
Peristom und Deckel ist bei ausgewachsenen Pflanzen geradezu ideal, kleine Nager
zu verleiten, sich aufzurichten und etwas zu strecken. Auf dem schlüpfrigen
Untergrund reicht jetzt eine unvorsichtige Bewegung um abzurutschen, den Rest
erledigt die Schwerkraft. Das Opfer fällt in die Verdauungsflüssigkeit, ohne
jede Chance, die glatten Innenwände der Kanne wieder hochzuklettern. Da alle
Kannen nach dem Fang der Mäuse innen völlig unbeschädigt blieben, gab es vor
dem Ersaufen auch keine Gelegenheit, die Wandung zumindest anzunagen, um zu
entkommen. Die Kannenwand sollte eigentlich für ein Nagetier kein Problem
darstellen, daher kann man davon ausgehen, dass Form und
Oberflächenbeschaffenheit der Falle in Kombination mit der Flüssigkeit darin,
auch solchen Ausbruchsversuchen effektiv entgegenwirken.
Sollte N. truncata (und eventuell auch
andere Nepenthes mit sehr großen Kannen) ihr Beutespektrum tatsächlich
von Arthropoden (Gliedertieren) auf kleine Wirbeltiere erweitert haben, müssen
deren „Mägen" solch gehaltvolle Beute auch verdauen können, ohne
vorzeitig von aggressiven Fäulnisbakterien und Pilzen zerstört zu werden.
Jeder Besitzer tropischer Kannenpflanzen kennt dieses Problem: bei zu viel Beute
auf einmal vergammeln die Fallen in wenigen Tagen. Das ist auch ein Grund, warum
in der Natur die Anwesenheit von lebenden Mückenlarven und anderen Kleintieren
in der Verdauungsflüssigkeit für die Pflanzen tatsächlich vorteilhaft ist.
Die Untermieter helfen beim Zerkleinern und Verdauen der Beute, wobei sie nicht
nur Fäulnisprozessen entgegenwirken, sondern durch ihre Ausscheidungen in die
sie umgebende Flüssigkeit, einen Teil der aufgenommenen Nährstoffe der Pflanze
in optimierter Form wieder zur Verfügung stellen. Es können sich dabei in nur
einer Kanne regelrechte Nahrungsketten bilden, die von Einzellern über
Mückenlarven bis hin zu Ameisen und Spinnen reichen, viele davon mit speziellen
Anpassungen an dieses Minibiotop.
Wie es damit bei wildwachsenden N. truncata
steht, können wir leider nicht sagen, in unserem Gewächshaus jedenfalls
verlief die Verdauung von Maus 3 und 4 jedenfalls folgendermaßen:
Die 38 cm hohe Kanne, welche auf einem
Heizungsrohr aufstand, öffnete sich etwa am 20. April 2008. Maus 3 wurde Ende
April bis Anfang Mai gefangen, wobei wir diesen Zeitpunkt anhand der bereits
stark fortgeschrittenen Zersetzung der Beute schätzten, als Siggi sie am 15.
Mai anhand des Geruchs entdeckte. Beim Herausheben mit einer Scherenzange war zu
sehen, dass Teile der inneren Organe bereits aus dem Kadaver fielen und
teilweise in der „suppigen" Verdauungsflüssigkeit schwammen. Als Beifang
fanden sich noch einige fette Schmeißfliegen, die offensichtlich dem „Duft"
nicht widerstehen konnten. Madenbefall konnte während des ganzen Experiments
mit Maus 3 nicht festgestellt werden. Der Pegel der Ende Mai bereits wieder
klaren Verdauungsflüssigkeit lag während des ganzen Experiments gleichmäßig
bei etwa 6-7 cm, wurde also offensichtlich durch die Pflanze konstant gehalten.
Anfang Juni begann der Deckel der Kanne braun zu werden, dieses natürliche Welken von oben herab schritt bis zum 20. Juni langsam fort und stagnierte bei Erreichen des Flüssigkeitspegels. Darunter blieb die Kanne sowohl innen, als auch außen, über Wochen farbig und völlig unbeschädigt. Das erscheint sinnvoll, denn zusätzliche Beute würde eine Kanne in diesem Stadium wohl nicht mehr verkraften und faulen. Erst ab Anfang September begann auch der untere Teil braun zu werden. Die Kannen von N. truncata verwelken im Gewächshaus auch ohne große Beute durchschnittlich nach etwa 4-5 Monaten, weshalb man sagen kann, dass die Verdauung einer Maus an dieser Zeitspanne nicht viel geändert hat. Als Irmgard und ich beschlossen, die Kanne am 16. September aufzuschneiden, war der Flüssigkeitspegel immer noch nahezu konstant. Ausgerüstet mit einer Feinstaubmaske, chirurgischen Handschuhen und einem Skalpell leerte Siggi die Flüssigkeit vorsichtig in eine Ecke unseres Gartens. Die Sicherheitsvorkehrungen erschienen uns angemessen, da mittlerweile im Süden Deutschlands ein hoher Prozentsatz der Nager (aber auch Spitzmäuse) mit dem gefährlichen und mitunter sogar tödlichen Hantavirus infiziert sind. Da ist wirklich Vorsicht angebracht, mehr dazu am Ende dieses Artikels. Nach dem Dekantieren der Flüssigkeit wurde die Kanne der Länge nach aufgeschnitten, um Fotos der Reste im Inneren zu ermöglichen, wobei sich der untere Teil der Kanne als so dickfaserig zäh erwies, dass es selbst mit dem Skalpell nicht einfach war, hineinzuschneiden. Das Fotografieren übernahm Irmgard tapfer, mit einer zugegeben erheblichen Selbstüberwindung, was macht man nicht alles für die Wissenschaft. Den folgenden Absatz sollten Menschen mit sensiblem Gemüt deshalb auch lieber auslassen. Auf den ersten Blick sah der verbliebene Kadaver
fast komplett aus, als Siggi ihn jedoch in eine Plastikschale kippte fiel er
sofort in sich zusammen. Die verbliebenen verfilzten Haarreste des Fells wurden
dann in der Schale ausgebreitet, um die Überreste ungefähr in die Form des
ursprünglichen Körpers zu bringen. Dabei fanden wir aber lediglich noch die
Nagezähne, einen stark reduzierten Rest des Schädels, sowie eine fettartige
Schmiere. Alle Knochen (bis auf den erwähnten Schädelrest) waren
völlig aufgelöst, was uns wirklich überraschte. Zweifellos hat die Pflanze
durch die Knochen eine wertvolle Portion Kalzium erhalten, ein wichtiges
Stoffwechselelement, welches in vielen mageren Böden Mangelware ist.
Maus 4
Bei Maus 4, einem sehr großen Männchen, war
der Ablauf etwas anders. Die 41 cm große Kanne öffnete sich etwa vier Wochen
bevor sie Anfang Juli 2008 ihre Beute machte, da lief das Experiment mit Maus 3
bereits. Natürlich entschieden Irmgard und ich sofort, diesen erneuten Fang
für eine Art Doppelbestimmung zu nutzen. Auch diesmal war der üble
Verwesungsgeruch nur während zweier recht heißer Tage im Gewächshaus
wahrnehmbar, allerdings stellten wir nach etwa zwei Wochen einen Madenbefall im
Inneren fest. Erstaunlich war dabei, dass die Maden zwischenzeitlich an der
Oberfläche der Verdauungsflüssigkeit verweilten, um dann ihre Mahlzeit am
Kadaver in der Flüssigkeit fortzusetzen. So etwas hatten wir bis dato noch nie
beobachtet. Mitte August begann die Kanne vom Deckel her zu welken, wobei der
Prozess schneller fortschritt als bei Maus 3 und auch der untere Bereich der
Kanne bereits Ende August braun wurde. Als sich Anfang September dort an
mehreren Stellen Tröpfchen zeigten, die offensichtlich aus dem Inneren
durchsickerten, schnitten wir die Kanne ab und stellten sie in eine
Plastikschale zum Trocknen, um im Gewächshaus eine Kontamination durch die
austretende Flüssigkeit zu verhindern.
Als wir die Kanne am 16. September 2008
öffneten, war auch der Inhalt völlig ausgetrocknet. Wiederum erwies sich der
untere Teil als ausgesprochen zäh und dickfaserig beim Aufschneiden mit dem
Skalpell. Die Überreste der Maus waren völlig platt und schienen fast in die
Wand der Kanne eingewachsen zu sein. Jedenfalls brauchte es selbst mit dem
Skalpell eine Weile, um die Reste von der Kannenwand abzulösen. Danach puzzelte
Siggi die Überreste wieder so gut wie möglich zusammen und Irmgard
fotografierte alles. Diesmal, der Verdauungsprozess wurde ja nach nur zwei
Monaten unterbrochen, waren außer Haaren, Nagezähnen und dem oberen Schädel
auch noch der Unterkiefer mit Zähnen, einige Wirbel und Rippen, sowie die
Oberschenkelknochen der Hinterbeine übrig. Da alle weiteren Knochen bereits
aufgelöst waren, liegt der Schluss nahe, dass die verbliebenen, wie bei Maus 3,
nach insgesamt fünf Monaten ebenfalls verdaut und absorbiert worden wären.
Vorsicht Hantavirus
Da Mäuse in Gewächshäusern durchaus nicht
selten sind, aber auch für den Fall, dass jemand unsere Experimente wiederholen
will, möchten wir an dieser Stelle noch auf die wachsende Problematik durch
Hantaviren eingehen. Vermutlich nach 1945 aus Nordamerika nach Europa
eingeschleppt, verbreiteten sich die, ähnlich der Grippe sehr wandlungsfähigen
Viren, zunehmend durch Nagetiere und Spitzmäuse. Während die amerikanische
Variante die Lungen angreift, verlief die europäische Form (Puumalavirus)
bisher meist mit leichten Grippesymptomen und wurde oft gar nicht bemerkt. Wie Der
Spiegel (35/2008) berichtet, häuften sich jedoch in den letzten Jahren bei
uns heftige Nierenfunktionsstörungen, als deren Ursache man Hantainfektionen
diagnostizierte. Die Dunkelziffer dürfte dabei jedoch hoch sein. Seit 2001
wurden durchschnittlich etwa 200 Erkrankungen jährlich gemeldet, allein 2007
schnellte diese Zahl jedoch auf 1688 Fälle nach oben. Knapp jeder Zehnte davon
musste an die Dialyse angeschlossen werden. Noch alarmierender ist aber, dass in
vier Fällen das bei uns verbreitete Puumalavirus in seiner hässlichsten Form
ausbrach, nämlich mit hämorrhagischem Verlauf (innere Blutungen) wie bei Ebola.
Die Überlebenschance liegt dann bei nur noch etwa 50 %.
Verbreitet wird Hanta meist über Kot und Urin von Mäusen. Getrocknet überleben die Viren im Staub und werden dann eingeatmet. Doch zumindest für einen südamerikanischen Hantatyp wurden bereits Ansteckungen von Mensch zu Mensch nachgewiesen und mit dem in den Balkanländern zirkulierenden Dobravavirus lauert ein gefährlicher Hantatyp direkt vor unserer Haustür. Aus diesen Gründen sollten beim Umgang mit Mäusen, aber auch bei der Reinigung von Gewächshäusern (Mäusekot!), unbedingt einige einfache Sicherheitsvorkehrungen beachtet werden: gute Belüftung und das Tragen einer Feinstaubmaske, sowie dichter Handschuhe. Schlussfolgerungen
Das Ergebnis unseres Experiments lässt zweifellos darauf schließen, dass N. truncata über alle nötigen Eigenschaften verfügt, um kleine Wirbeltiere in der Größenordnung von Mäusen oder Ratten anzulocken, zu fangen, fast vollständig (bis auf Haare, Zähne und Fettreste) zu verdauen und die Nährstoffe aufzunehmen. Die nachfolgenden Kannen der Pflanze beweisen eindeutig, dass diese Art der Beute zu einem prächtigen Gedeihen führt. Im September 2008, also nach der Verdauung der Mäuse 3 und 4, bildete sich eine Kanne von 45 cm Höhe, das ist absoluter Rekord seit wir die Pflanze mit etwa 15 cm Durchmesser 1984 bei Harald Weiner in Hameln erstanden. Wir warten gespannt auf die nächste Kanne. Obwohl das Experiment manchmal die Ekelschwelle mehr als nur tangierte (besonders bei Irmgard), lässt sich abschließend sagen, dass es sich gelohnt hat, den gesamten Verdauungsprozess ausführlich zu dokumentieren. Offensichtlich handelt es sich bei den in der Natur gefundenen Resten von Ratten und anderen Wirbeltieren in den Kannen großer Nepenthes (z.B. auch N. rajah, etc.) nicht nur um zufällige Ereignisse, sondern um das Resultat einer zielgerichteten Anpassung an solch große Beute. Interessant wäre es noch zu prüfen, inwieweit das Kalzium der - für uns überraschend - aufgelösten Knochen, für die Versorgung mit Stoffwechselelementen beim Wachstum dieser Arte eine Rolle spielt. Wichtig sind auch weitere Untersuchungen der Beute großer Nepenthes an den Naturstandorten, um die These der ganz und gar nicht zufällig, sondern gezielt „Wirbeltiere fangenden Kannenpflanzen" weiter zu untermauern.Literaturverzeichnis: Cantley, R. (2004/2006), private Kommunikation Clarke, Ch. (1997) Nepenthes of Borneo, Natural History Publications Kota Kinabalu Hartmeyer, I. & Hartmeyer, S. (2007), Ratz fatz aus die Maus, DAS TAUBLATT 2/2007: 31-36 McPherson, S. (2008), private Kommunikation Stockinger, G. (2008), Vom Winde verweht, DER SPIEGEL 35/2008: 154-155 |